Auch in den schwierigen und manchmal dramatischen Momenten maßt sich der einfache Handwerker von Nazareth nie das Recht an, den Plan Gottes in Frage zu stellen.
(Papst Johannes Paul II.)“


Nur ein Wort ist uns (indirekt) überliefert, das der heilige Josef gesagt hat: Jesus. Dieses muss er bei der Namensgebung ausgesprochen haben, die uns bei Matthäus angedeutet wird (vgl. Mt 1,25).


Sonst hüllt sich Schweigen um diese Gestalt, die bei den Kirchenvätern und den großen Scholastikern meist kaum Erwähnung fand. Sein Vorkommen in den Evangelien ist nur spärlich. Er erscheint im Neuen Testament fast nur in der Vorgeschichte des Evangeliums nach Lukas bzw. nach Matthäus (Mt 1,16.18.19.20.24; 2,13.19; Lk 1,27; 2,4.16) sowie in Lk 3,23; 4,22 und Joh 1,45; 6,42.4

Seine erste außerbiblische Erwähnung findet sich im Martyrologium von Reichenau um 850. Seit diesem Zeitpunkt nahm seine Verehrung langsam zu, was unter anderem von Bernhard von Clairvaux und Franz von Sales gefördert wurde.

Vom hl. Josef wissen wir nur etwas über seinen Beruf, von der Ehe mit der Jungfrau Maria, über die ihm anvertraute Sorge um die heilige Familie und dass er gerecht, gehorsam gegenüber Gott und ein Mann der Tat war.
Der Grund für Josefs Größe und seine Bedeutung wird gemäß Leo XIII. in seiner Vermählung mit der Jungfrau Maria und seiner Rolle als Vater gegenüber Jesus gesehen. Der hl. Josef hat zwei Feste in der Liturgie des Westens. Das eine ist das Hochfest am 19. März, das 1479 in Rom eingeführt wurde. Das andere Fest ist ein Gedenktag, welcher am 1. Mai begangen wird und auf Pius XII. zurückgeht. Zu erwähnen ist auch, dass der Name Josef 1962 von Johannes XXIII. in das Eucharistische Hochgebet eingefügt wurde.


Auch wenn die Kenntnisse über ihn nur gering sind und er mehr ein Leben am Rande hatte, übt er dennoch eine gewisse Faszination aus, was man z. B. daran erkennen kann, dass sich zwischen 1517 und 1980 172 Ordensgemeinschaften unter seinen Schutz stellten. Seine Wertschätzung zeigt sich auch darin, dass er 1870 durch Pius IX. Schutzpatron der Kirche, 1955 Schutzpatron der Tischler und Handwerker und schließlich durch Johannes XXIII. Schutzpatron des II. Vatikanischen Konzils wurde. Dargestellt wird dieser Heilige mit dem Jesuskind, mit einem Stab mit Lilienblüten, mit Zimmermannswerkzeug oder mit einem Wanderstab.

“...er [Josef] war aus dem Haus und Geschlecht Davids” (Lk 2,4)

Josef stammt aus davidischem Geschlecht und gehört somit dem Hochadel an. Eine andere Erklärung bietet Annius von Viterbo. Er gibt an, dass Matthäus den Stammbaum von Josef darstellt und Lukas den Stammbaum von Maria.

“Maria, seine [Jesu] Mutter war mit Josef verlobt” (Mt 1,18)

Unter dem rechtlichen Gesichtspunkt hatte die Verlobung die selbe Tragweite wie die Eheschließung. Nach der damaligen Sitte lag das Alter des Mannes bei der Verlobung zwischen 18 und 24 Jahren. Auch über die Gründe der Verlobung haben sich die frühen Schrifterklärer Gedanken gemacht. Origines vertrat unter Berufung auf Ignatius von Antiochien den Standpunkt, dass Gott die Geburt des Erlösers dem Teufel verbergen wollte. Deshalb kam nur die Geburt aus einer Ehe in Frage. Dieser Gedanke findet sich sogar beim Matthäuskommentar des Hieronymus, was vermutlich auf die Autorität des Origines zurückzuführen ist. Einen zweiten Grund sahen die Schrifterklärer in dem Schutz Marias. Sie wäre ohne Mann bloßgestellt gewesen, und um Marias Ehre zu erhalten, habe Gott - auch unter der Gefahr, dass einige an der Herkunft des Erlösers zweifeln - ihr Josef zum Mann gegeben. Man findet diesen Gedanken auch bei der griechischen Kirche, die Maria als ein versiegeltes Buch bezeichnet, das Josef übergeben wird. Josef erscheint hier als Hüter dieses Buches, also als Hüter Marias. Verbunden damit sahen manche Josef auch als Zeuge für die jungfräuliche Geburt Jesu. Natürlich sprach man auch die Notwendigkeit der Sorge für die Familie an, die Josef übergeben worden war.

In der alten Kirche war die Interpretation des Verhaltens Josefs nicht einheitlich. Die Ansichten lassen sich in vier Gruppen zusammenfassen: Die erste Gruppe der alten Schrifterklärer nahm an, dass Josef an Marias Jungfräulichkeit zweifelte. Wenn Maria den Verlust ihrer Jungfräulichkeit selbst verschuldet hätte, müsste er sie anzeigen, und es drohte ihr die Strafe der Steinigung. Da Josef aber gerecht genannt wird, ging diese Gruppe davon aus, dass er sein Recht aus Barmherzigkeit nicht einfordern wollte und deshalb vor hatte, Maria aus der Ehe zu entlassen. Die zweite Gruppe meinte, dass Josef nicht von einer Verfehlung Marias ausging, da er Marias Reinheit nicht angezweifelt hätte. Hätte er es getan, dann wäre es mit seiner Gerechtigkeit nicht vereinbar gewesen, Maria nicht anzuzeigen. Eine weitere Gruppe der frühen Schrifterklärer ging davon aus, dass Josef Maria entlassen wollte, da er sich selber für unwürdig gehalten hätte, die Ehe mit ihr einzugehen, eben aufgrund ihrer Schwangerschaft durch den Heiligen Geist.  Heute finden sich fast nur noch zwischen den evangelischen und katholischen Auslegern unterschiedliche Interpretationen. Ausgangspunkt für deren Interpretation ist das Wirken des Heiligen Geistes. Und zwar fragen sie sich, ob der Heilige Geist Josef vor der Erscheinung des Engels bei Josef diesen über die Schwangerschaft Marias informierte. Evangelische Ausleger deuten wie die erste Gruppe es eher so, dass Josef nichts von dem übernatürlichen Charakter der Schwangerschaft Marias wusste und sie wegen Ehebruchs entlassen wollte. Katholische Ausleger hingegen folgen eher der zweiten Gruppe und deuten Josefs Verhalten hinsichtlich Marias Schwangerschaft so, dass Josef sich fürchtete Maria anzutasten und sich deshalb von ihr trennen wollte. Als Argument dient u.a. hierfür Mt 1,20, in dem der Engel zu Josef sagt: “...fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen ...”. Allerdings spricht der Fortgang der Engelsbotschaft wieder eher für die evangelische Auslegung: “...denn das Kind, das sie erwartet ist vom Heiligen Geist” (Mt 1,20). Der Engel würde nun Josef etwas sagen, das dieser schon weiß.

Ein weiterer Aspekt ergibt sich aus einer Überlieferung von Augustinus. Nach dieser hat Maria Gott das Versprechen der Jungfräulichkeit gegeben. Dies müsste sich noch vor der Ehe mit Josef ereignet haben, und Marias Alter müsste bei dem Versprechen über 12 Jahre alt gewesen sein, da sonst ein Gelübde nicht gültig war.

Aus der Interpretation von einigen Stellen der Evangelien könnte man schließen, dass der hl. Josef in dem Zeitraum vom 12. - 30. Lebensjahr Jesu gestorben ist. Für diese Interpretation spricht Mk 6,3 : „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria ...“. Die Söhne wurden nach damaliger Sitte nur dann nach der Mutter genannt, wenn diese schon seit längerer Zeit Witwe war.

Es gibt allerdings auch Meinungen, die nicht von einem frühen Tod Josefs ausgehen. Für sie liegt der Grund dafür, dass Josef im Fortgang des Evangeliums nicht mehr erwähnt wird, darin, dass seine Erwähnung nicht mehr nötig ist.

Die Stellen, an denen Jesus als der „Sohn des Zimmermanns“ oder als „Sohn Josefs“ bezeichnet wird, werden von einigen so interpretiert, dass Josef hier nur noch in der Erinnerung der Mitbürger existiert. Als die Verwandten versuchen, Jesus zurückzuholen (vgl. Mk 3,20 - 21 / 3,31 – 32), werden nur seine Mutter und seine Brüder erwähnt. Dies fällt aber nach der damaligen Sitte in den Aufgabenbereich des Vaters. Auch der Umstand, dass Josef im öffentlichen Leben Jesu nicht mehr vorkommt, spricht dafür, dass er vor diesem starb. So wird z. B. Josef nicht bei der Hochzeit zu Kanaa oder in der Passion erwähnt. Für diese Deutung spricht auch, dass Josef bei der Kreuzigung nicht erwähnt wird. Als deutliches Indiz wird auch Joh 19,26 – 27 gedeutet. In diesem Vers vertraut Jesus seinem Lieblingsjünger die Sorge für seine Mutter an. Wäre Josef noch am Leben, bestünde hierfür kein Grund. Mit dem Tod des Vaters ging nämlich neben dem Recht auf den Besitz des Vaters auch die Pflicht zur Sorge um die Mutter auf den Sohn über, und dieser wurde das Haupt der Familie. Entsprechend der damaligen Sitten war Maria verpflichtet, dieses Gelübde Josef noch vor der Verlobung mitzuteilen, da es einen Einfluss auf die Ehe hat. Somit wäre die Erkenntnis der Schwangerschaft Marias für Josef auch eine Verwunderung über das scheinbar gebrochene Gelübde. Der Gedanke an eine Vergewaltigung scheint Josef auch ausgeschlossen zu haben, da dies nicht mit dem Schweigen Marias über ihre Schwangerschaft erklärbar wäre. Um Maria aus der Ehe zu entlassen, müsste Josef ihr einen Scheidebrief ausstellen. Dieser würde aus einer von Josef oder einem Vertrauten erstellten Urkunde bestehen, die neben den Namen der sich trennenden Verlobten, Ort und Datum, Erklärung der Scheidung und die Unterschrift von zwei Zeugen beinhaltet. Die gebräuchlichen Worte waren: “Sieh, du bist jedem Mann zur Eheschließung erlaubt!”. Wenn Josef Maria dieses Schreiben aushändigte, wäre es ihm nicht mehr möglich, die Scheidung zurückzunehmen. Für eine öffentliche Trennung müsste Josef Maria bei Gericht anklagen. Würde sich ihre Schuld herausstellen, würde das Urteil die Todesstrafe sein. Für dieses Verfahren müsste Josef aber Zeugen für den Ehebruch erbringen. So gibt es dann die Ansicht, dass Josef Maria weder einen Scheidebrief im herkömmlichen Sinne ausstellen noch sie vor Gericht bringen wollte, sondern vor hatte, sie mit einem Schreiben zu versehen, das ohne Zeugen, ohne Angabe eines genauen Grundes und ohne Datum wäre, so dass niemand die Gründe für die Trennung in Erfahrung bringen könnte. Es bleibt allerdings die Frage offen, ob Maria nicht dann auch bloßgestellt worden wäre, wenn sie später ihr Kind außerhalb einer Ehe bekommen hätte.

Wenn es bei Josef zu keinem besonderen Umstand kam, der einen Aufschub der Ehe erforderte, müsste er in diesem Alter gewesen sein. Die Apokryphen jedoch bezeichnen Josef als Greis. So gibt z.B. die apokryphe Schrift “Geschichte Josefs, des Zimmermanns” sein Alter bei der Verlobung mit 90 Jahren an. Spätere Kunstwerke, die Josef als Greis darstellen, scheinen diesen Apokryphen gefolgt zu sein. Es finden sich auch in manchen Privatoffenbarungen Beschreibungen, die Josef als Greis angeben, wie z. B. in der Vision der heiligen Birgitta von Schweden. Die Anstrengungen der Flucht nach Ägypten oder die Wallfahrt nach Jerusalem, die wohl vier Tage umfasst hat, spricht für manche aber eher für das jugendliche Alter Josefs, denn ein Greis hätte diese nur schwer bewältigen können. Auch die frühen Kunstwerke aus altchristlicher Zeit stellen Josef im jugendlichen Alter dar. Erst im 5/6. Jahrhundert wird Josef dann als alter Mann dargestellt, was bis ins Mittelalter bestand hatte. Dies wurde dann durch die neuere abendländische Tradition verdrängt. Um sich mit einem Mädchen zu verloben, schickte man zuerst einen Vermittler (Freund des Bräutigams) zu den Eltern des Mädchens, um zu prüfen, ob die Eltern Einwände gegen eine Ehe hätten. Stimmten die Eltern zu, so trafen sich die Väter, um die Einzelheiten zu besprechen. Nach einer erfolgreichen Vereinbarung zwischen den Vätern wurde die Verlobung im Familienkreis gefeiert. Die Verlobte galt nun als Gattin, und im Todesfall des Mannes wurde sie Witwe. Es folgte nun eine einjährige Zeitspanne, in der die Verlobte noch im elterlichen Haus blieb, welche für die Vorbereitung des späteren Zusammenlebens genutzt wurde. Zwischen den Verlobten war in dieser Zeit ein intimes Zusammensein nicht gestattet. In Judäa wurde aber oft dagegen verstoßen, was nicht auf Galiläa zutrifft. Wenn dieses Jahr vergangen war, fand die Hochzeit statt, und die Frau wurde in das Haus ihres Mannes gebracht.

 

Allerdings war dies nicht mehr mit sozialen Privilegien verbunden. Es wäre denkbar, dass Josef einem Nebenzweig der davidischen Familie angehört, da kein entsprechender Anspruch Josefs zu finden ist. Unter Berufung auf Hagesipp findet sich auch die Ansicht, dass Josef noch einen älteren Bruder hatte. Eventuell hatte Josef auch Geschwister, wie man es vielleicht aus dem Namen „Josef“ ableiten könnte, der bedeutet, dass Gott einen Bruder hinzufügt. Eine Darstellung der Abstammung Josefs wird uns sowohl im Matthäusevangelium (Mt 1,1 - 17) wie auch im Lukasevangelium (Lk 3,23 - 38) gegeben. Der Stammbaum Josefs bei Matthäus lässt sich in drei Abschnitte gliedern. Der erste Teil (2-6a) umfasst die Patriarchen und geht von Abraham bis zu König David. Der zweite Teil (6b - 11) umfasst die Könige und geht von David bis zur babylonischen Gefangenschaft. Der dritte Teil (12- 16) geht von der nachexilischen Zeit über Josef und Maria bis zu Jesus. Es werden Hauptsätze verwendet, die nach dem Schema A zeugt B aufgebaut sind. An einigen Stellen sind Zusatzbemerkungen eingefügt, die Brüder (1,2c.11) und Frauen (1,3.5ab.6b) erwähnen, David als König bezeichnen (1,6a) und zweimal das Exil anführen (1, 11 - 12). Alle Namen werden mit wenigen Ausnahmen nach der LXX zitiert. Vers 16b weicht am stärksten von dem Schema A zeugt B ab: “Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; / von ihr wurde Jesus geboren, / der der Christus (der Messias) genannt wird”. Der Stammbaum Josefs bei Lukas ist im Gegensatz zu Matthäus absteigend von Jesus bzw. Josef aus gesehen und geht über Adam bis auf Gott zurück Das Schema “Sohn des NN” ist nur einmal verändert. In 3,23 heißt es: Man hielt ihn [Jesus] für den Sohn Josefs. Man zählt nach Josef 75 erwähnte Namen, wenn man Gott nicht dazurechnet. Vergleicht man die Stammbäume, so fällt u. a. auf, dass nur der erste Teil vom Stammbaum Josefs bei Matthäus mit dem Stammbaum bei Lukas übereinstimmt. Auch die Angaben über Josefs Vater sind unterschiedlich. So wird er bei Matthäus mit Jakob als Sohn des Mattans (Mt 1,16) und bei Lukas mit Eli als Sohn des Mattast (Lk 3,23) angegeben. Eine Erklärung für dieses Problem wurde seit Sextus Julius Africanus in einer Levitratsehe gesehen. In dieser Deutung wären Eli und Jakob Brüder und der eine von ihnen wäre der gesetzliche, der andere der wirkliche Vater Josefs. Da sich aber die Ahnenlisten nicht beim Großvater wieder vereinigen und – was für dieses Problem anzunehmen ist - Eli und Jakob Stiefbrüder mütterlicherseits waren, ist es unwahrscheinlich, dass das Leviratsgesetz zur Anwendung kam, denn das Ziel wäre es in so einem Fall “... nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Bruders das Blut des Großvaters fortzupflanzen”. Dies würde aber in unserem Fall nicht erreicht. 
Allerdings lässt diese Deutung der Vers in Lk 3, 23 nicht zu, da er kein anderes Abstammungsverhältnis zwischen Josef und Eli angibt als zwischen den anderen angeführten. Außerdem wäre es nicht möglich zu übersetzen: “Jesus war, wie man glaubte der Sohn Josephs, (in Wirklichkeit aber der) des Heli (des Vaters Marias)”. Nach Schmid könnte man die Verschiedenheit mit der Beachtung der orientalischen Anschauung über die Verbindung von zwei Familien lösen. Die beiderseitigen Vorfahren der Familien wurden als gemeinsame Vorfahren betrachtet und die Adoption galt wie die leibliche Abstammung, wodurch im Stammbaum nicht alle Ahnen leibliche sein müssen. Es ist auch zu bedenken, dass die Evangelisten nicht die heutigen Mittel zur Überprüfung der benutzten Quellen hatten. Eine andere Lösung wäre die Unterscheidung zwischen Botschaft des Stammbaums und dem sprachlichen Ausdruck, der dann als fiktiv anzusehen wäre.

Zitiert aus : http://www.stjosef.at

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